Montag, 4. Januar 2016

Zwitschern

Die Vöglein zwitschern voller Wonne,
ihr Balzen nervt - es klingt banal!
Ein jeder Pieps ist für die Tonne,
dem Klanggourmet ist's eine Qual.

Erst pfeifts im schrillen Tal der Tränen,
dann fliegt ein schwarzer Rabe auf.
Er zwitschert nicht, fängt an zu Gähnen,
dann setzt er noch ein Krächzen drauf.

Der Piepmatz hört nicht auf zu tönen,
obwohl der schwarze Hörer stört. 
Das Vöglein lässt sich gern verhöhnen,
wenn nur die Welt sein Piepsen hört.

Der Rabe scheißt auf all die Klänge
und ruft sein Rabenvolk herbei.
Man treibt den Piepmatz in die Enge,
ein Sturm bricht los, schon Krächzen drei.

Aus dreien werden dreizehn, zwanzig,
das Vöglein heult geschlagen auf.
Man hört den Sturm von Wien bis Danzig,
wer gerne zwitschert, nimmt's in Kauf.

3 Kommentare:

Faro hat gesagt…

Lieber Michael,

ein saugutes Gedicht! Wer hat nun das sagen? Der alles Vogelgetue verneinende Mensch oder die alles dominieren wollenden Raben oder der kleine liebende Piepmatz?
Mir ist der der letztere höchst sympathisch.

Liebe Grüße in ein gutes neues Jahr für dich
Faro

Art Columbo hat gesagt…

Hallo Faro,

danke für dein Urteil. In dem Gedicht geht es um die Trällerwebsite Twitter. Ich habe mich da vor einiger Zeit einmal angemeldet, weil ich mich für die Veröffentlichngen eines bestimmten Wissenschaftlers interessierte. Jedesmal, wenn ich auf per E-Mail die Mitteilung bekomme, dass es etwas Neues auf meinem Netzwerk gibt, könnte ich mich dafür schlagen. Etwas Bescheuerteres wie Twitter habe ich noch nie gesehen!

Ein gutes neues Jahr und beste Gesundheit wünscht dir.

Michael

Maggy hat gesagt…

Guten Abend! :)

Ein sehr sehr gutes und kritisches Gedicht. Vorallem, dass sie nicht aufhören zu tönen! Wirklich klasse!

Liebe Grüße Maggy